Grace Hopper
COBOL (Common Business-Oriented Language) wurde 1959 von Grace Hopper entwickelt. Es war die erste Programmiersprache, die speziell für Geschäftsanwendungen entwickelt wurde. COBOL ist eine imperative Programmiersprache, die für die Verarbeitung von Daten in Form von Datensätzen optimiert ist. Trotz ihres hohen Alters wird die Programmiersprache COBOL immer noch in der Unternehmenssoftwareentwicklung eingesetzt.
Die Sprache wurde hauptsächlich in Bereichen wie Banken, Versicherungen und Regierungsbehörden eingesetzt, um Transaktionsverarbeitung, Buchhaltung und andere geschäftskritische Anwendungen zu unterstützen. Heutzutage ist COBOL immer noch relevant, insbesondere in der Finanzbranche und bei großen Unternehmen, die auf stabile und zuverlässige Systeme angewiesen sind. Viele dieser Systeme laufen seit Jahrzehnten und werden weiterhin gepflegt und erweitert, da sie für den täglichen Betrieb unerlässlich sind.
COBOL-Programme werden in Textdateien mit der Endung .cbl
oder .cob
geschrieben. Diese Dateien werden anschließend von einem Compiler in ausführbare Dateien übersetzt, die auf deinem Computer direkt ausgeführt werden können.
Stelle zuerst sicher, dass du keinen Ordner geöffnet hast. Um sicherzugehen, drücke einfach den Shortcut für »Ordner schließen«: StrgK und dann F. Dein Workspace sollte jetzt ungefähr so aussehen:
Klicke auf »New File« und wähle als Dateityp »Text File«.
Schreibe nun den folgenden Code in die Datei:
1 2 3 4 5 6 |
IDENTIFICATION DIVISION. PROGRAM-ID. HELLO-WORLD. PROCEDURE DIVISION. DISPLAY "Hello, World!". STOP RUN. |
Da Visual Studio Code noch nicht weiß, dass es sich um COBOL-Quelltext handelt, ist dein Programm momentan noch einfarbig, aber das wird sich gleich ändern. An dem weißen Punkt erkennst du, dass deine Änderungen noch nicht gespeichert sind.
Drücke nun StrgS, um die Datei zu speichern. Gib hello.cbl
ein – der vollständige Pfad zu deiner Datei lautet dann /workspace/hello.cbl
.
hello.cbl.
(mit einem Punkt am Ende) nennst, da Visual Studio Code als Dateiname IDENTIFICATION DIVISION.
vorschlägt.
Da COBOL standardmäßig nicht von Visual Studio Code unterstützt wird, müssen wir noch eine passende Erweiterung installieren. Klicke dazu auf das Erweiterungs-Symbol in der Seitenleiste oder drücke StrgShiftX. Suche nach der Erweiterung »COBOL Language Support« und installiere sie.
Alternativ kannst du auch StrgP drücken und ext install broadcomMFD.cobol-language-support
eingeben, um die Erweiterung zu installieren.
Anschließend solltest du dein COBOL-Programm farbig sehen:
Wie man sieht, hat COBOL eine bestimmte Vorstellung davon, wie der Code eingerückt sein sollte. Das liegt daran, dass COBOL ein sehr altes Sprachdesign hat und auf Lochkartenprogrammierung ausgelegt ist. Die Einrückung ist also nicht nur eine Frage des Stils, sondern auch der Funktionalität. Früher wurde der Code auf solchen Formularen geschrieben:
Bevor wir das Programm ausführen können, müssen wir es kompilieren. Dadurch wird der Quelltext in Maschinencode übersetzt, den dein Computer ausführen kann.
Öffne dazu ein Terminal, indem du entweder StrgJ drückst oder das Panel-Symbol rechts oben drückst. Dein Fenster sollte jetzt ungefähr so aussehen:
Um das Programm zu kompilieren, gib folgenden Befehl ein:
cobc -x hello.cbl -o hello
cobc -x he
und drücke Tab, um den Dateinamen automatisch zu hello.cbl
vervollständigen zu lassen. Du kannst danach ganz normal weiterschreiben.
Falls du die Warnung »line not terminated b a newline« erhältst, ist dies nicht weiter schlimm - sie bedeutet nur, dass die letzte Zeile deines Programms keinen Zeilenumbruch am Ende hat. Du kannst sie einfach ignorieren. Wenn du keinen Fehler gemacht hast, wird das Programm erfolgreich kompiliert und die ausführbare Datei hello
wird im selben Verzeichnis erstellt. Du kannst dies überprüfen, indem du dir die Dateien im aktuellen Verzeichnis mit ls
oder ls -l
anzeigen lässt:
Die grüne Datei hello
ist die ausführbare Datei – im Unterschied zu Windows, wo ausführbare Dateien die Endung .exe
haben, haben ausführbare Dateien unter Linux keine Endung. Um das Programm auszuführen, gib folgenden Befehl ein:
./hello
Das Programm sollte die Nachricht Hello, World!
im Terminal ausgeben. Du kannst beide Schritte auch in einem Befehl kombinieren:
cobc -x hello.cbl -o hello && ./hello
&&
sorgt dafür, dass der zweite Befehl nur ausgeführt wird, wenn der erste erfolgreich war.
Wenn du einen Fehler im Code machst, wird der Compiler eine Fehlermeldung ausgeben. Versuche zum Beispiel, statt DISPLAY
das Wort DISPLY
zu schreiben:
DISPLY "Hello, World!".
Speichere die Datei und führe den Compiler erneut aus:
cobc -x hello.cbl -o hello
Der Compiler sollte eine Fehlermeldung ausgeben, die dir hilft, den Fehler zu finden:
Es lohnt sich, die Fehlermeldungen genau zu lesen, um den Fehler zu finden und zu beheben. Achte auf die Zeilennummer (in diesem Beispiel 5) und den Text, der dir sagt, was falsch ist. Denke daran, den Fehler wieder zu beheben, bevor du das nächste Beispiel ausprobierst.
Im zweiten Beispiel wollen wir eine Zahl in ihre Primfaktoren zerlegen. An diesem Beispiel kannst du sehen, wie man in COBOL Benutzereingaben verarbeitet und Schleifen verwendet. Erstelle eine neue Datei mit StrgAltN und schreibe den folgenden Code hinein:
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 |
IDENTIFICATION DIVISION. PROGRAM-ID. FACTORS. DATA DIVISION. WORKING-STORAGE SECTION. 01 CALCULATING. 03 NUM USAGE BINARY-LONG VALUE ZERO. 03 LIM USAGE BINARY-LONG VALUE ZERO. 03 CNT USAGE BINARY-LONG VALUE ZERO. 03 DIV USAGE BINARY-LONG VALUE ZERO. 03 REM USAGE BINARY-LONG VALUE ZERO. 03 ZRS USAGE BINARY-SHORT VALUE ZERO. 01 DISPLAYING. 03 DIS PIC 9(10) USAGE DISPLAY. PROCEDURE DIVISION. MAIN-PROCEDURE. DISPLAY "Please enter a number: " WITH NO ADVANCING ACCEPT NUM DIVIDE NUM BY 2 GIVING LIM. DISPLAY "Factors: " WITH NO ADVANCING PERFORM VARYING CNT FROM 2 BY 1 UNTIL CNT > LIM PERFORM WITH TEST AFTER UNTIL REM <> 0 DIVIDE NUM BY CNT GIVING DIV REMAINDER REM IF REM = 0 MOVE CNT TO DIS PERFORM SHODIS MOVE DIV TO NUM END-IF END-PERFORM END-PERFORM DISPLAY " " STOP RUN. SHODIS. MOVE ZERO TO ZRS. INSPECT DIS TALLYING ZRS FOR LEADING ZERO. DISPLAY DIS(ZRS + 1:) WITH NO ADVANCING DISPLAY " " WITH NO ADVANCING EXIT PARAGRAPH. END PROGRAM FACTORS. |
Speichere die Datei unter dem Namen factor.cbl
. Kompiliere das Programm:
cobc -x factor.cbl -o factor
Falls du keine Fehlermeldung erhältst, kannst du das Programm ausführen und testen:
Das Programm hat die Zahl 123 in ihre Primfaktoren zerlegt und ausgegeben. Probiere aus, was passiert, wenn du die Zahl 3000000000 eingibst. Was könnte der Grund dafür sein?
Im dritten Beispiel wollen wir eine Liste von 10 Zufallszahlen sortieren. Dafür verwenden wir den Bubblesort-Algorithmus, der zwar nicht besonders effizient ist, aber sehr einfach zu verstehen und zu implementieren. Der Bubblesort-Algorithmus funktioniert, indem er die Liste mehrmals durchläuft und benachbarte Elemente vertauscht, wenn sie in der falschen Reihenfolge sind.
An diesem Beispiel kannst du sehen, wie man in COBOL Arrays verwendet und Schleifen verschachtelt.
Erstelle eine neue Datei und schreibe den folgenden Code hinein:
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 |
IDENTIFICATION DIVISION. PROGRAM-ID. BUBBLESORT. DATA DIVISION. WORKING-STORAGE SECTION. 01 CHANGED-FLAG PIC x. 88 HAS-CHANGED VALUE 'Y'. 88 HAS-NOT-CHANGED VALUE 'N'. 01 ITEM-COUNT PIC 99. 01 TEMP-ITEM PIC 99. 01 ITEM-ARRAY. 03 ITEM-ARRAY-COUNT PIC 99. 03 ITEM PIC 99 OCCURS 99 TIMES indexed by ITEM-INDEX. PROCEDURE DIVISION. MAINK. * FILL ARRAY WITH VALUES MOVE 10 TO ITEM-ARRAY-COUNT MOVE 28 TO ITEM (1) MOVE 44 TO ITEM (2) MOVE 46 TO ITEM (3) MOVE 24 TO ITEM (4) MOVE 19 TO ITEM (5) MOVE 2 TO ITEM (6) MOVE 17 TO ITEM (7) MOVE 11 TO ITEM (8) MOVE 24 TO ITEM (9) MOVE 4 TO ITEM (10) DISPLAY "Unsorted: " WITH NO ADVANCING PERFORM VARYING ITEM-INDEX FROM 1 BY 1 UNTIL ITEM-INDEX > ITEM-ARRAY-COUNT DISPLAY ITEM (ITEM-INDEX) ', ' WITH NO ADVANCING END-PERFORM DISPLAY " " MOVE ITEM-ARRAY-COUNT TO ITEM-COUNT PERFORM BUBBLE-SORT DISPLAY "Sorted: " WITH NO ADVANCING PERFORM VARYING ITEM-INDEX FROM 1 BY 1 UNTIL ITEM-INDEX > ITEM-ARRAY-COUNT DISPLAY ITEM (ITEM-INDEX) ', ' WITH NO ADVANCING END-PERFORM DISPLAY " " STOP RUN. BUBBLE-SORT. PERFORM WITH TEST AFTER UNTIL HAS-NOT-CHANGED SET HAS-NOT-CHANGED TO TRUE SUBTRACT 1 FROM ITEM-COUNT PERFORM VARYING ITEM-INDEX FROM 1 BY 1 UNTIL ITEM-INDEX > ITEM-COUNT IF ITEM (ITEM-INDEX) > ITEM (ITEM-INDEX + 1) MOVE ITEM (ITEM-INDEX) TO TEMP-ITEM MOVE ITEM (ITEM-INDEX + 1) TO ITEM (ITEM-INDEX) MOVE TEMP-ITEM TO ITEM (ITEM-INDEX + 1) SET HAS-CHANGED TO TRUE END-IF END-PERFORM END-PERFORM . |
Speichere die Datei unter dem Namen bubblesort.cbl
. Kompiliere das Programm:
cobc -x bubblesort.cbl -o bubblesort
Falls du keine Fehlermeldung erhältst, kannst du das Programm ausführen und testen:
Das Programm hat eine Liste von 10 Zufallszahlen sortiert. Versuche, den Quelltext so zu verändern, dass statt 10 Zahlen 100 oder mehr Zahlen sortiert werden.
In diesem Kapitel hast du an drei Beispielen gesehen, wie man ein einfaches COBOL-Programm schreiben, kompilieren und ausführen kann. Das ist natürlich nur ein erster Eindruck. Um COBOL wirklich zu beherrschen, musst du noch viel mehr lernen – am besten, indem du eigene Programme schreibst und ausprobierst. Die Buchhandlungen, Bibliotheken und Youtube sind voll von Material für dich. Viel Spaß beim Programmieren!